Vergangenes Jahr startete auf dem US-Sender CBS die erste Staffel der DC Comics-Adaption Supergirl im TV. Anfangs konnte die Serie mit starken Quoten begeistern und auch Hauptdarstellerin Melissa Benoist wurde von der Fan-Gemeinde wohlwollend als Kara Zor-El/Supergirl aufgenommen.
Die erste Staffel von Supergirl erzählt die Geschichte von Kara Danvers beziehungsweise Kara Zor-El, Supermans älterer Cousine, die ebenfalls der Zerstörung ihres Heimatplaneten Krypton entkommen und auf die Erde fliehen konnte. Dort wurde sie von ihrem mittlerweile erwachsenem Cousin gefunden und in die Obhut der Danvers gegeben, die auf Kara aufpassen sollten. Viele Jahre später war Kara jedoch gezwungen, ihre Kräfte einzusetzen und sich der Welt zu offenbaren: Ein Flugzeug, in dem ihre Adoptivschwester Alex sitzt, droht über National City abzustürzen, doch Kara kann die drohende Katastrophe in letzter Sekunde noch verhindern. Alex ist jedoch wenig erfreut über die Rettung durch ihre Schwester, denn die Auswirkungen dieser Tat könne sie noch gar nicht erahnen. Doch Kara lässt sich davon nicht beirren und will fortan als Supergirl ihre Stadt beschützen.
In insgesamt 20 Episoden erlebt Kara fortan spannende Abenteuer, muss sich ihrer Kräfte bewusst werden und lernen, diese mit ihrem Berufs- sowie Privatleben zu vereinen. Doch nicht jeder Fan schien begeistert von Supergirls erster TV-Serie, was ich zu einem gewissen Grad auch nachvollziehen kann.
Von erzählerischen Schwächen und mittelprächtigen Effekten

Supergirl vs. Red Tornado
Die erste Staffel leidet besonders unter einem äußerst holprigen Start; dabei beziehe ich meine Kritik gar nicht auf die Figuren, deren Interaktionen oder Entwicklung, sondern speziell auf die Dramaturgie der ersten sechs bis acht Episoden. Es will in der ersten Hälfte der Staffel keine richtige Spannung aufkommen, obwohl es durchaus den einen oder anderen Höhepunkt wie den Showdown gegen Red Tornado gibt. Die Handlung plätschert recht gemächlich vor sich hin und auch wenn schnell klar wird, wer die wahre Bedrohung dieser Staffel werden wird, so erscheint diese nicht unbedingt, nun ja… bedrohlich. Kara wird leider nur selten wirklich gefordert und wie sich an mehreren Stellen dieser Staffel zeigen soll, ist sie selbst ihr größter Feind. Auch für die Effekte der Serie hagelte es Kritik und wenn man bedenkt, dass eine Folge schätzungsweise ein Budget von 2 Millionen US-Dollar hatte, dann erscheint diese Kritik durchaus gerechtfertigt. Es gibt zwar Effekte, die wirklich fantastisch aussehen, etwa die Marsianer, Feuer, Rauch, Explosionen, Blitze oder wenn Kara über National City ihre Kreise zieht, doch leider wirken die meisten Effekte eher zweckmäßig. Dies ist schade, denn The CW zeigt mit The Flash, dass man auch mit einem kleineren Budget (circa 1 Million US-Dollar pro Episode) tolle Effekte auf den Bildschirm zaubern kann. Die Action wäre ein weiterer Kritikpunkt, genauer gesagt deren Inszenierung. Es gibt viele Situationen, in denen Kara ihre kämpferischen Fähigkeiten unter Beweis stellen muss, doch oft wirken diese Momente kraftlos und langsam; man kann meist höchstens erahnen über was für immense Kräfte Kara und andere Kryptonier verfügen, doch die Wucht und Geschwindigkeit ihrer Aktionen kommt fast nie zur Geltung. Schön wäre es gewesen, wenn man sich hier vielleicht eine Scheibe von den Kämpfen aus Man of Steel abgeschnitten hätte, die sich, zumindest visuell, teils recht nah an den Scharmützeln aus Dragon Ball bewegten und es vermochten, die schiere Kraft eines Superman eindrucksvoll aufzuzeigen. Doch es gab natürlich auch positive Aspekte, die einen über die eine oder andere inszenatorische Unzulänglichkeit hinwegsehen lassen konnten.
Eine liebenswürdige Heldin und ihre positive Ausstrahlung

Melissa Benoist als Supergirl
Ich muss gestehen: Als bekannt wurde, Melissa Benoist werde die Rolle des Supergirl spielen, hielt sich meine Begeisterung über diese Nachricht in Grenzen, doch ich wollte ihr zumindest die Chance zugestehen, mich in dieser Rolle zu überzeugen… und nach 20 Folgen kann ich zumindest für mich sagen, dass Melissa Benoist mittlerweile ein hervorragendes Supergirl abgibt und für mich der große Pluspunkt dieser Serie ist. Ihre Kara ist eine gut geschriebene Figur; sie ist stark, fähig und positiv, doch gleichzeitig ebenso fehlerhaft und zweifelnd. Sie muss sich nicht nur mit den Problemen herumschlagen, mit denen sich jeder von uns im Laufe seines Lebens einmal konfrontiert sieht, sondern darüberhinaus kommt sie irgendwann an einen Punkt, an dem ihre Kräfte für sie zu einer Bürde werden. Sie ist nicht nur eine Figur, sondern ein Charakter mit Ecken und Kanten, was sie verwundbar wirken lässt und interessant macht. Melissa Benoist gelingt es dabei, all diese verschiedenen Facetten Karas auf eine absolut charmante und liebenswürdige Weise dem Zuschauer zu vermitteln. Ihre positive Ausstrahlung überträgt sich dabei auch auf die ganze Serie, die, verglichen mit den aktuellen DC-Filmen oder auch einigen anderen DC-Serien wie Arrow oder Gotham, äußerst hoffnungsvoll daherkommt. Dabei sind sowohl die Serie als auch ihre Protagonistin dann am Stärksten, wenn sie ihrem Superhelden-Job nachgeht, also gegen Bankräuber und andere Verbrecher kämpft; auch, wenn sie mal keine Kräfte haben sollte. Die Dynamik zwischen Kara und ihren Freunden wird im Laufe der Serie ebenfalls schön entwickelt, wobei besonders die Beziehungen zu Alex und Cat Grant hervorstechen. Man nimmt Melissa Benoist und Chyler Ligh (Alex) jederzeit ab, dass sie zwei Schwestern sind, die füreinander durch die Hölle gehen würden und ihre Beziehung wird im Verlauf der Handlung das eine oder andere Mal auf die Probe gestellt. Auch Calista Flockhart als Karas Chefin Cat Grant liefert eine grandiose Leistung ab. Sie hilft Kara nicht nur bei privaten oder beruflichen Problemen, sondern auch für Supergirl wird sie mit der Zeit eine ihrer engsten und wichtigsten Vertrauten. Zudem sorgt Flockhart mit einer wahnsinnigen Energie für einige der witzigsten Momente der Show, wenn sie das Geschehen auf die ihr eigenen Art mit bissigen Bemerkungen kommentiert.
Mein kleines Fazit:
Supergirl mag sicherlich keine perfekte erste Staffel spendiert bekommen haben, dafür wiegen einige erzählerische Schwächen zu schwer und auch die Inszenierung weist in der ersten Hälfte der Staffel das eine oder andere Problem auf. Hinzukamen schwächelnde Quoten, die letztendlich dazu führten, dass wir die bald startende zweite Season nicht mehr bei CBS, sondern bei The CW sehen werden, wo sich Kara in bester Gesellschaft befinden dürfte. Doch es war definitiv nicht alles schlecht an Supergirls erster Staffel, denn die positive Stimmung der Serie, der sympathische Cast und vor allem Melissa Benoist als Kara lassen gerne über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen 🙂
Dies war nun bereits der dritte Teil meiner kleinen Supergirl-Artikelreihe und nächste Woche geht es weiter mit einem Artikel zu Superhelden-Crossover mit The Flash 😉